Zu deutsch „Liebesgrüße aus Moskau“ (das man schließlich als direkte Übersetzung des originalen Titels bezeichnen kann) soll JFKs Lieblings-Thriller gewesen sein. Oder war es nur seine Lieblings-Bond-Geschichte? Ich bin mir da nicht sicher und bin jetzt gerade viel zu faul dazu, das zu recherchieren. Das Buch erschien ursprünglich vier Jahre nach dem Original im Deutschen und wurde 2003 neu übersetzt und veröffentlicht.
Das Buch habe ich durch ein Zufall sogar als Taschenbuch in deutsch und in englisch. Aber ich glaube nicht das ich Zweiteres wirklich gelesen habe. In Deutsch habe ich das Buch Damals in den 80zigern gelesen. Ich konnte mich allerdings gar nicht an das Buch erinnern und wie nahe daran der Film von 1963 wirklich an der Vorlage war.
Den Film habe ich recht oft gesehen. Einmal war es der erste Bond-Film, den ich mich Sean Connery gesehen habe! Meiner erster Bond-Film war ja leider „Der Spion, der mich liebte“ mit Roger Moore. Nachdem ich jenen im Kino gesehen hatte, war mein Vater der Meinung, dass ich nun unbedingt mal den richtigen James Bond, also Sean Connery, sehen müsste. Also ist er mit mir ins Kino gefahren. Gefahren ist der richtige Terminus, da wir den Film tatsächlich in Rudow in Berlins (Damals) letzten Autokino gesehen haben. Nach dem Film war ich auch davon Überzeugt, dass Connery der einzig wahre Bond ist. Wenn man die Bücher liest, sieht man auch eher so einen Typen wie Connery vor Augen, als einen Roger Moore.
Da fing ich auch an die Bücher zu lesen. Leider weiß ich nicht mehr genau, welches Buch ich zu erst gelesen hatte, eben nur welche Bücher ich gelesen habe. Denn ich habe die Bücher alle als Taschenbuch, aber ich habe sie eben Damals nicht alle gelesen! Das hole ich ja nun nach. Und diesmal lese ich die Bücher auch in der Reihenfolge wie sie erschienen sind.
FROM RUSSIA ist der 5. Roman. Aber der zweite Roman der für die Filmreihe verfilmt worden ist. Ich schreibe Filmreihe, weil es schon vorher eine TV-Verfilmung von CASINO ROYALE, dem ersten Roman, gab, der aber nicht sehr viel mit dem Buch zu tun hatte. Wie in den Filmen, so gab es auch in den Romanen immer am Ende den Hinweis: James Bond will return in …
Das ist bei FROM RUSSIA natürlich besonders verwirrend, denn im Buch findet man am Ende den Satz: James Bond will return in DR. NO. Das war allerdings der Roman der als erstes, also vor FROM RUSSIA, verfilmt worden war!
Ja, an die Reihenfolge der Bücher hatte man sich nicht besonders gehalten.
Die ersten Filme bis DIAMONDS ARE FOREVER hängen auch lose ein bisschen zusammen. So hatte es Bond immer mit der Verbrecherorganisation SPECTRE zu tun, deren Bösewichte immer gerne die Weltherrschaft übernehmen wollten. Mit Ernst Stravo Bloefeld hatte man sogar einen Oberbösewicht, der bis DIAMONDS hinter alle dem Bösen als Nummer 1 von SPECTRE steckte. Jenes Thema verschwand mit den Moore-Filmen. So gab es dann auch eine kontinuierliche Hintergrundgeschichte mehr. Erst die neuen Filme um Daniel Craig haben SPECTRE wieder aufgegriffen.
Im Roman FROM RUSSIA kommt SPECTRE nicht vor. Viel mehr hat es Bond hier mit SMERSH zu tun. Also mit der Antispionage-Einheit des MGB/KGB, deren Abkürzung „Tot den Spionen“ heißt. Der MGB hieß ab 1953 offiziell KGB, was aber im Ausland vielleicht dann doch nicht so bekannt war, denn Fleming schrieb in FROM RUSSIA immer noch MGB. Allerdings wird er den Roman bestimmt weit vor 1957 begonnen haben.
Im Roman gibt es viele kleine Verbindungen zu der hervorgehenden Romane. So wird gleich im ersten Kapitel mit Bond Tiffany Case aus DIAMONDS erwähnt. Und interessanterweise hat hier im Buch sie Bond verlassen und nicht anders herum. In den alten Bond-Filmen waren die Loveintrests im nächsten Film immer spurlos verschwunden gewesen. Wobei von DR. NO zu FROM RUSSIA zumindest eine Neben-Bondgespielin am Anfang des Films wieder aufgetaucht war. So weit ich mich erinnern kann, ist das glaube ich dann nie wieder geschehen.
Aber auch Mattis aus CASINO ROYALE taucht hier wieder auf. Außerdem werden von den Sowjets die Fälle von CASINO ROYAL, MOONRAKER und LIVE AND LET DIE wieder erwähnt und zwar als geheime KGB-Operationen, die der britische Secret Service mit Bond vereitelt hat. Von den Diamantenschmugel-Fall wissen die Russen hier auch, aber dies war keine KGB-Operation. Ohnehin erscheint Bond in den Roman erst nach einem viertel des Buches. In den ersten Kapiteln sieht der geneigte Leser alles aus den „Augen“ der Sowjets. Wir lernen hier auch viel früher Tatjana Romanowa kennen (die im Film fälschlicherweise nur noch Romanov heisst und keine Anspielung auf die Zarenfamilie Romanow erfährt). Im Buch ist der ganze Fall eine Rachegeschichte gegen den Secret Service und Bond. Mehr nicht. Im Film ist es SPECTRE die die Britten und Russen gegeneinander ausspielen wollen und sich die russische Dechiffriermaschine unter den Nagel reißen wollen. Im Buch ist die Maschine nur eine Attrappe mit einem Sprengsatz.
Sonst war ich allerdings erstaunt, dass der Roman doch recht direkt als Film umgesetzt wurde. Viele Szenen sind fast 1 zu 1 übernommen worden. Da gab es meist nur kleinere Änderungen oder andere Reihenfolgen der Szenen. Natürlich gab es im Film mehr „Knalleffekte“. Im Film holt sich Bond spektakulär die Dechiffriermaschine selbst aus der sowjetischen Botschaft. Im Film trägt sie Romanowa einfach aus dem Gebäude raus. Der „Chefkiller“ Grant ist im Buch natürlich ein Überläufer gewesen. Im Film ist er der Vollstrecker von SPECTRE. Wo er im Buch am Anfang auftaucht und dann quasi bis zum Zusammentreffen mit Bond unsichtbar bleibt, taucht er im Film immer wieder als Bonds „Schutzengel“ auf. Im Buch gibt es den Kampf mit Grant im Zug auch. Etwas kürzer natürlich. Das ist quasi das Finale des Buchs. Fast alles was danach im Film passiert, kommt im Buch nicht vor. Einzig die Konfrontation mit Klebb ganz zum Schluss gibt es im Buch auch. Allerdings ein wenig anders als im Film. Im Buch ist das die letzte Szene.
So wie die anderen Bondromane hat mir der hier auch eher durchschnittlich gefallen. Die Bücher sind aus den 50zigern und deswegen eben nicht ganz so „Thrilling“ wie heutige Thriller. Spannend kann es ja nun auch nicht so werden, weil man die Stories eben auch durch die Filme kennt! Trotzdem war es für mich wieder ein kurzweiligen Vergnügen für Zwischendurch. Aber nun glaube ich, werde ich das Buch nicht noch ein drittes Mal jemals lesen.