
Letzte Nacht träumte ich von einem Strand. Einen Strand den ich im Traum gut kannte, aber keinen Strand ähnelt, den ich wirklich kenne. Ich fuhr mit einem Fahrrad über einen leeren Parkplatz vor dem Strand. Ich weiß nicht woher ich wusste, dass dies ein Parkplatz war. Denn es waren weit und breit keine Kraftfahrzeuge zu sehen. Nur eben Asphalt und große korbartige Mülleimer machten sie Szenerie aus. Im Traum freute ich mich darüber, dass es noch so früh am Morgen war und noch keine Autos hier parkten. Und plötzlich waren da ein paar junge Menschen in so eine Art Arbeitsuniformen, die Müll aufsammelten, trotzdem der Parkplatz völlig sauber erschien. Nur der feine Sand des Strandes huschte über den Asphalt. Als ich den Strand erreichte, fuhr ich nicht mehr Fahrrad. Und trotzdem die Sonne noch sehr tief mir im Rücken stand und ich im Traum ganz genau wusste, dass es noch sehr früh am Morgen war, so hatte der Sand eine sehr warme und angenehme Temperatur, als ich meine nackten Füße im Strandsand grub. Ich dachte doch, schön das es nun endlich wieder wärmer wird, nach dem langen Winter. Aber der Wind fühlte sich eher nach Hochsommer an, als nach frischen Frühlingswind an der See. Es waren auch andere Menschen am Strand, aber sie liefen weit entfernt von mir am Wasser entlang. Einzelne oder auch Pärchen wanderten dort ganz undeutlich am Wasser. Im Wasser war aber Niemand. Ich wusste ja im Traum, dass gerade erst der Winter um war und das Wasser musste schließlich viel zu kalt sein, um darin schwimmen zu können. Ich sah keine Schiffe, aber eine Bohrinsel, die wie eine russische Kirche geformt aussah. Die Bohrinsel war ganz weit Draußen und ihre Erscheinen war ganz verschwommen, aber ich wusste das sie da war.
Ich wartetet auf meine Eltern am Strand. Ich wusste, dass ich zu früh dran war, denn in den Morgenstunden ist mein Vater immer im Schrebergarten und sprengt die Pflanzen und Bäume. Gerade jetzt, wo es wieder Wärmer ist muss das getan werden. Meine Mutter müsste bald da sein. Im Traum war ich dann plötzlich überrascht, dass meine Mutter meinen Vater überredet hatte, zusammen hier an diesen Strand zu gehen. Wo sie sich doch kaum noch sahen. Und wenn doch, dann war mein Vater von meiner Mutter genervt, weil sie so viel redete und er doch keine Lust zum Reden hatte. Dann stand mein Vater neben mir. „Ich mache das nur wegen dir! Wie als wir dich Damals zusammen vom Bus abgeholt haben, als du vom Schullandheim wieder gekommen bist. Deine Mutter war nicht pünktlich vor der Tür gewesen, als ich sie abgeholt habe, und wir wären fast zu spät gekommen. Aber dein Bus hatte auch Verspätung gehabt.“ Auch im Traum wusste ich, dass er mir das schon so oft erzählt hat. Ich schaue ihn an und er ist wieder größer als ich, so wie früher als ich noch Kind war. Und ich bin froh, dass er nicht mehr so alt und gebeugt aussieht, wie jetzt immer. Es freut mich das es ihm besser geht, als wäre sein Alter eine Erkältung, die er nun überwunden hatte. Ich sehe mich um und da steht seine Isetta steht auf dem Parkplatz neben ein paar VW Käfer und einen buckligen alten Audi. Wenn ich später erwacht bin, werde ich wissen, dass dieses Bild mit den Autos auf dem Parkplatz eines aus dem Reisefotoalbum ist, dass mein Vater manchmal heraus holt und mit mir betrachtet. Ich habe seine Isetta natürlich nie wirklich gesehen, weil ich da noch gar nicht gelebt habe.
Jetzt hier im Traum ist es aber ganz selbst verständlich, dass er wieder seine Isetta hat. Er lebt ja alleine, was braucht er da einen großen Wagen. Aber im Traum kommen mir Zweifel, wie wir zu Dritt in den Zweisitzer nach hause kommen sollen. Meine Mutter ist jetzt am Wasser, winkt von Weiten und macht ein paar Schritte ins Wasser. Auch sie ist wieder jung und trotzdem mache ich mir im Traum sofort Sorgen, dass sie doch nicht mehr so gut gehen und gucken kann. Was ist wenn sie eine Feuerqualle übersieht? Mein Vater schüttelt den Kopf, dreht sich um und geht weg. Dann bin ich allein am Strand. Ich frage mich wo meine Frau und meine Tochter sind. Und im Traum weiß ich dann, dass sie in der Stadt shoppen gehen wollten, aber ich lieber an den Strand wollte. Nun bedauere ich, dass ich alleine zum Strand gegangen bin, ich wäre doch lieber mit ihnen zusammen.
Aber ich muss ja ohnehin zur Atemtherapie. Und so gehe ich eine Treppe aus Betonstufen hoch und bin in einem Treppenhaus, dass ich außerhalb des Traums nicht kenne, aber im Traum ganz genau weiß, dass ich es schon oft hoch gestiegen bin. Ich bin zu früh dran, wie eben immer, weil ich es nicht nur im Traum hasse zu spät zu kommen. Ein paar Plastikstühle in Orange stehen hier in einem Wartezimmer herum, dass ich auch nur im Traum gut kenne. Das Wartezimmer liegt im Halbdunkel und durch die Fenster sehe ich blauen Himmel und einen vom Sonnenschein durchfluteten Platz. Ich bedaure es, dass ich hier drin sein muss und nicht Draußen in der Sonne. Eine der Physiotherapeutinnen kommt die Treppe herauf, aber weil es noch so früh am Morgen ist, bemerkt sie mich nicht, ist ganz im Gedanken und erschreckt sich furchtbar, als sie mich dann doch bemerkt und löst über einen Knopf an der Wand Feueralarm aus. Aber keine Sirene oder Klingel ist zu hören. Da ist sie auch schon verschwunden. Als ich in einen Raum mit Sportgeräten gehe, steht da am Ende des Raums eine Art Schreibtisch, an dem sie nun schlafend sitzt. Sie hat den Kopf seitlich auf dem rechten Arm gelegt, den sie vor sich auf die Tischplatte gelegt hat. Es ist ja noch früh am Morgen und ich bin zu früh dran. Also bin ich besonders leise und warte ab. Jemand kommt in den Raum. Die Geräte sind plötzlich verschwunden. Nur noch ein paar Yoga-Matten liegen da auf den Boden. Auch der Schreibtisch ist weg. Der Jemand ist für mich nicht zu erkennen, weil ich mich traue so richtig hinzuschauen. Ich sollte ja noch gar nicht hier sein. Die Person bemerkt mich nicht. Weil ich ja gar nicht hier bin. Ich bin nur ein Zuschauer. Andere kommen schweigend in den Raum. Yoga war ja noch nie so meine Sache gewesen. Deswegen war ich noch nie beim Yoga. Aber warum scheue ich mir diesen Film hier an? Ich möchte umschalten, aber finde die Fernbedienung nicht.
Meine Tochter liegt neben mir auf dem Sofa und wie meist in meinen Träumen ist sie noch klein. Ich weiß im Traum, dass sie jetzt eigentlich im Kindergarten sein sollte, aber sie ist wieder einmal krank. Sie liegt da zusammengerollt in ihrer Decke mit Prinzessinnen, die in Wirklichkeit eigentlich die Fenstervorhänge in ihrem alten Zimmer waren. Wir sind auch in unserer alten Wohnung, dass weiß ich im Traum, obwohl es hier doch so ganz anders aussieht. Meine Tochter schläft unter der Decke. Sie sitzt aber auch auf dem Sessel neben dem Sofa, der da nie gestanden hat, weil wir den Sessel und das Sofa nie zur gleichen Zeit besessen haben, und fragt mich etwas. Meine Tochter im Sessel ist älter und im Traum ist es mir ganz selbstverständlich, dass sie dort im Sessel sitzt und als Kind auf dem Sofa unter der Decke liegt. „Wollen wir was spielen?“ Fragt mich meine Tochter im Sessel. „Ich habe immer so gerne mit dir zusammen gespielt!“ Sagt jetzt ihre jüngere Version auf dem Sofa. „Aber jetzt bin ich müde.“
Ich wache auf und habe Tränen in den Augen.